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Hallo ihr Lieben,
In der heutigen Episode geht es um den Umgang mit SelfDX, selfDXisValid, Selbstdiagnosen und Verdachtsautisten. Dazu habe ich Oury zu Gast. Wir reden darüber, warum es wichtig ist, dass man sich auch selber als Autist:in erkennen kann und warum wir die Hoheit über die Diagnosen nicht nur den medizinischen Fachpersonal überlassen dürfen. Auch machen wir deutlich, dass viele Verdachtsautist:innen zwars keine "offizielle" Diagnosen haben aber durchaus eine Bestätigung durch andere Autist:innen haben.
Oury war auch so nett war, die ausführlichen Shownotes zu erstellen. Danke dafür.
Gruß Jan
Podcaster*innen
Sendungsmitschrift
sich als Autist:in zu identifizieren ist für Leute sehr wichtig
00:07:43- es hilft sich selbst und das eigene Sosein zu akzeptieren
- es ermöglicht das finden von community
- es ermöglicht das finden von hilfreichen Strategien und workarounds
- es ermöglicht Selbstliebe (mMn ist Identität Vorraussetzung für Selbstliebe)
Warum sollte es autistischen Community schaden, wenn sich Leute selbst diagnostizieren?
00:15:27zum Punkt Missrepresentation
00:16:05- Leute, die sich selbst dxen, haben vermutlich ihre „Hausaufgaben gemacht“ und genug Übereinstimmungen gefunden, um sich selbst als autistisch zu empfinden
- Fehldiagnosen können Professionellen genauso passieren (und passieren de facto)
- Jede:r Autist:in ist anders. Kein Individuum kann die Gruppe repräsentieren
- Autist:innen können auch gleichzeitig verschiedene andere Sachen haben, die mit den Symptome interagieren.
- Deshalb kann eine Diagnose so schwierig sein.
- Deshalb können Autist:innen mit noch anderen Behinderungen sich auf eine Art verhalten, wie sich andere Autist:innen nie verhalten würden.
- Das macht sie nicht weniger autistisch
- Maskierung:
- Leute die „gut“ masken können sich evtl. ganz und gar „un-autistisch“ verhalten.
- Das macht sie nicht weniger autistisch, kann aber ebenfalls als Missrepräsentation interpretiert werden.
zum Punkt Neurotypische nehmen uns nicht mehr ernst, wenn sich Leute selbst diagnostizieren
00:36:07- Neurotypische nehmen uns/euch auch jetzt nicht!!! ernst.
- Allen, die nicht so sind wie ihre Vorstellung von Autist:innen ist, sprechen sie das Autistisch-sein ab (siehe auch die Abgrenzung zum Asperger Syndrom und die Kritik an SelfDxisValid) ...
- und alle anderen nehmen sie sowieso nicht für voll
Warum gibt es mehr offiziell und selbst diagnostizierten Autist:innen?
00:40:06- Achtung böses Wort: Ist es eine Mode? Nein!!!
- Die Diagnose ist insgesamt noch vergleichsweise neu.
- Die Diagnosekriterien verändern sich laufend und erweitern den Kreis der Mitgemeinten.
- Internet und social media ermöglicht insgesamt viel mehr Leuten Zugang zu medizinischen Diagnosen und Versorgung
- Dass Neurotypische diese Gründe ignorieren liegt an ihrem Bias, nicht am Vorhandensein von Selbst-Diagnostizierten
respectability politics gibt‘s bezüglich jeder Marginalisierung und sie sind immer scheiße.
00:49:00- Es ist das Konzept, dass Einzelpersonen für das Ansehen der ganzen Gruppe verantwortlich gemacht werden. Oft geht es darum, sich entgegen den Stereotypen zu verhalten.
- Letztenendes ist respectability politics auch victim blaming.
Wer entscheidet denn eigentlich, wer ein:e „richtige:r“ Autist:in ist?
00:56:02- Die autistische Community?
- Die betroffene Person selber?
- Oder die aller-allermeist neurotypischen Professionellen.
- Wollen wir denen wirklich so viel Entscheidungsgewalt zusprechen.
- Wollen wir unsere Identitäten von deren Urteil abhängig machen?
- es ist kein Zufall, dass die Leute, die keine offiziellen Diagnosen haben oft die mehrfach Marginalisierten sind. Also zum Beispiel zusätzlich anderweitig behindert, arm, Schwarz oder PoC, trans, Frauen. Bzw. mehrere Sachen gleichzeitig.
- Wir hatten schon, dass eine PTBS eine Diagnose vor allem im Erwachsenenalter stark erschwert bis verunmöglicht. Je marginalisierter eine Person, desto höher die Gefahr traumatisiert zu werden/zu sein
- 37 Grad
- WR holgi denise
Weiterführende Links und Ausklang
01:06:08- Aspictures: Diagnose im Bereich Autismus-Spektrum: Ja oder nein?: Gedanken
- wuselswelt: Diagnose oder Nichtdiagnose?
- autistenbloggen: “Lass Dich doch diagnostizieren!”
- autistenbloggen: Selbstdiagnose, Selbsttäuschung?
- autistenbloggen: Selbstdiagnose, Verdachtsdiagnose, Autismus-Diplom, Neurotypische
- Elodiy-la-curious: Die Sache mit der Selbstdiagnose
- xourx
- spingkrang
Danke für das Thema. Cool wäre noch gewesen, dass Verdachtsautist’in sich bei einer vorhandenen Ausschlussdiagnose ( bei mir 2) sehr nach Lügen anfühlt. SelfDX aber nicht, weil die Professionellen mir ja nicht gesagt haben “Du bist es nicht.”, sondern “wir können die Diagnose nicht vergeben.”. Mein Selbstbild wurde mir nicht weggenommen.
Neurodivergent ist trotzdem für mich gemochter, weil ich damit keine andere Person negativ beeinflusse. SelfDX ist in depressiven Episoden trotzdem überlebenswichtig. Es wäre schön, wenn Zertifizierte darüber mal reflektieren könnten. Dass sie situativ scheisse auf selfDX reagieren, ist nachvollziehbar.
Danke für eure Worte