Müssen Autist*innen Menschen zum kuscheln lange kennen oder sich sehr nahe sein, oder was ist dazu wichtig. (kann eins sicher nicht verallgemeinern)
Hm, anfangen finde ich schwieriger mit Leuten, die ich schon lange kenne als mit welchen, die ich recht neu kenne, weil es mir bei letzteren eher egal ist, wenn es nicht klappt und ich sie enttäusche.
Zudem weiß ich nicht, wie ich nach jahrelanger Bekanntschaft nach so etwas fragen soll, während die mich ja nicht fragen. Neu kennengelernte fragen da eher mal.
Fiel mir aber auch einfacher, etwas vor 3500 Fremden zu präsentieren, als vor 30 Klassenkameraden.
Kann mir aber vorstellen, dass das sich ändert, wenn ich mehr Kuschel-Kontakte und -Erfahrung habe, inzwischen sind auch Präsentationen vor 50 Kollegen kein Problem.
Wovon ist es abhängig, ob kuscheln als angenehm erlebt wird?
Einerseits kommt es natürlich auf die Situation an und wie sehr man darin maskiert (Umarmung zum Abschied am Bahnhof oder zu zweit im Bett in einem abgedunkelten, ruhigen Raum).
Und zu sanft finde ich schlimmer als zu fest.
Wann ist es unangenehm?
Vermutlich, wenn ich eh schon im Overload bin und es unvorhergesehen kommt. Und wenn ich im Meltdown bin und die Person etwas damit zu tun hat, geht es wohl echt nicht. Als Kind rannte ich teils in mein Zimmer, knallte die Tür zu und verschwand im Bett. Meine Mutter kam dann öfters zum Trösten hinterher, streichelte mich sanft und ließ sich nicht davon abbringen, ich lies es nur irgendwie über mich ergehen und freute mich, wenn sie weg war.
Inzwischen weiß ich, dass das Meltdowns waren. Und auch, warum das Streicheln so unanganehm war: Falsche Person im falschen Moment und zu sanft.
Ist es am besten vorher zu reden, wenn eins angefasst wird, also wo wird angefasst, wie wird angefasst?
Denke, bei einer Beziehung wäre mir wichtig, dass man über die individuell gewünschten Grenzen spricht. Wann wie ansprechen/anfassen? Dürfen andere umarmt oder gekuschelt werden, oder entsteht dann Eifersucht? …
Denke, allgemein wäre es wichtig, dass das andere Wesen meine autistische Wesensart kennt und versteht, nachfragt wenn was nichts passt, ehrlich ist, nichts durch die Blume verschlüsselt, mit ehrlicher Kritik umgehen kann usw..
Was nervt bei dem Thema kuscheln am meisten? Was sind die dööfsten Voruteile gegenüber Autist*innen in Bezug aufs kuscheln?
“Autist*innen wollen nicht angefasst werden!”
Naja, manchmal fände ich das schon schön. Und eine Umarmung wäre mir oftmals lieber als der (aktuell zum Glück wegfallende) Händedruck.
Was sind die Hindernisse, um zu kuscheln, wenn eins kuscheln will?
Der Anfang. Ich will niemande*n anfassen, wo ich nicht weiß, ob das gewünscht ist. Nonverbal fällt mir das schwer. Einfach ansprechen birgt aber die Gefahr, als komisch zu gelten. Zudem bin ich da nicht so gut, die richtigen Worte zu finden und sauber/flüssig genug auszusprechen, dadurch könnten mir da sexuelle Absichten unterstellt werden, was mir unangenehm wäre. Gibt sowohl Leute, die mich für einen komischen Typen halten, der Sex von ihnen wolle, als auch welche, die genau das toll finden und umsetzten wollen, während ich das in beiden Fällen nicht will. Trotzdem enttäusche/nerve ich sie alle. Ich will nicht noch mehr so Fälle, also lieber nicht nach einer Umarmung fragen. Schriftliche Kommunikation mit Menschen, die in der Nähe sind, ist aber meist nicht von denen gewünscht, da gilt man auch schnell als komisch. Und schriftlich fragen, während sie weg sind, ist auch irgendwie blöd.