Feedback von Wusel zu AW 28 – Autismus und Freundschaft

In meinen Schulzeugnissen stand immer drin: pflegte wenige aber feste Freundschaften. Und das ist im Prinzip immer noch so. Ich habe relativ wenige enge Freund:innen und drumherum noch einen größeren Bekanntenkreis.

Die engsten Freundschaften habe ich mit Menschen, die ich selten sehe, also persönlich. Einen meiner engsten Freunde (noch aus der Schule), der auch Taufpate unserer Tochter ist, sehe ich vielleicht ein bis zwei mal im Jahr. Aber wir kennen uns schon extrem lange und schreiben uns relativ regelmäßig. Und wir haben uns nie aus den Augen verlorgen. Freundschaften in Präsenz unterliegen irgendwie einem gewissen “Verschleiß”.

Allgemein sind meine Freund auch eher ungewöhnliche Personen, also irgendwie Neurodiverse Personen, “Normale Leute”, also irgendwie nicht das, was man als Mainstream bezeichnet.

Gewöhnliche Menschen sortieren sich relativ schnell aus. Meist aus Gründen einer gewissen Inkompatibilität oder weil sie mir irgendwann auf die Nerven gehen.

Allgemein kann ich sagen, dass es mir leicht fällt, Menschen kennenzulernen und auch Freundschaften zu schließen. Das Problem tritt auf, wenn es darum geht, Freundschaften (insbesondere mit NT) zu pflegen und über längere Zeit aufrecht zu erhalten. Da kommt es immer wieder zu Störungen. Also entweder, dass sich irgendwann Angst dazu gesellt, oder dass ich das Gefühl habe, den anderen Menschen auf die Nerven zu gehen. Oder umgekehrt mir die anderen Menschen auf die Nerven gehen.

In der Therapie habe ich einen (vermeintlich) wichtigen Schritt gemacht, Kontakte nicht nach relativ kurzer Zeit wieder abzubrechen. Ich habe das lange Zeit verinnerlicht, nur um dann festzustellen, dass das schwierig sein kann, weil ich dann auch toxische Kontakte länger als nötig bzw. länger als gesund aufrecht erhalte.

Mittlerweile habe ich festgestellt, dass Kontaktabbrüche auch ein Feature sein können. Einfach, um mich vor toxischen Menschen zu schützen. Oder vor Gruppen die mir schaden.

Genau wie langjährige Freunde habe ich auch eine langjährige Beziehung. Meine Frau und ich haben uns vor über 30 Jahren kennengelernt und sind mittlerweile seit fast 23 (oder 24?) Jahren verheiratet. Das war nicht immer leicht, aber die Beziehung stand nie zur Disposition.